Innenansichten
Donnerstag, 13. Juli 2017
lilly-charlotte, Donnerstag, 13. Juli 2017, 10:42
und da geht was du weißt
und hier kommt was du ahnst
und das wie es wirklich ist
gegen dort wo du mal warst

kettcar - anders als gedacht



Mir fehlt die Übung. Wenn schon wütend, dann sollte Wut elegant sein, elegant und würdevoll, groß, in Nahaufnahme, ein Blick ausreichend, um dem Betrachter eine Idee von geschehenem Unrecht und verletzter Seele zu geben.

Aber meine Wut ist anders, sie knistert leise, bereit, sich bei den passenden Worten wegzuducken. Sie kaschiert die Enttäuschung, aber nur halbherzig.

Es ist vor allem eine nagende Wut auf mich selbst, weil ich dieses Bild von Dir hatte. Geprägt von meiner eigenen Fehleinschätzung, einer Vorstellung.
Es ist so einfach, im Internet sind wir alle eine große Projektionsfläche. Hier ein charmanter Pinselstrich mit Worten, ein bisschen Weichzeichner fürs Gefühl und das Überblenden dessen, was nicht passt. Gefühle im Netz sind gephotoshopt.

Diese Wut klirrt in mir, weil ich mir erlaubt habe, Dich zu mögen, sehr, oder vielleicht auch nur das Bild von Dir in meinem Kopf. Weil ich zugelassen habe, dass Du einen Zipfel der Decke anhebst, in die ich mich einwickele, wenn es mir nicht gut geht, zugelassen habe, dass Du siehst, was kaum jemand sieht. Und Du damit nichts anfangen konntest, außer einem Schulterzucken und einem nichts.

Und trotzdem werde ich Dir auf absehbare Zeit begegnen müssen, wenn auch nur virtuell. Ich werde es weglächeln, ja klar, irgendwie einfach wegmoderieren, locker, souverän, wegatmen, alles wegatmen, immer atmen, sich in die innere Größe atmen und all das, whatever, what the f*uck.

Nur kann ich nicht atmen, weil ich Dich nicht ignorieren kann, so wie Du mich ignorierst und der Gedanke bohrt, was hätte sein können, obwohl ich weiß, dass da eigentlich nichts war und nichts sein wird. Weil Du nicht mich suchst, sondern Kontrolle, Sicherheit, Selbstwertgefühl und vielleicht jemanden, der Dich etwas Neues fühlen lässt.

Vielleicht wäre die Wut eine andere, ständen wir uns gegenüber. Vielleicht würden wir beide lächeln, zaghaft, vielleicht würde ich dann meine Hand auf Deinen Arm legen und Deine Haut spüren, Deine Unsicherheit und die Wut würde sich sanft einrollen wie die Katze auf der Fensterbank.

Da muss sie lächeln, die Wut. “Ihr Narren”, denkt sie. “Solange es Enttäuschungen gibt, werde ich in der Nähe sein.”

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