Ohne Spielzeug
lilly-charlotte, Donnerstag, 7. Dezember 2006, 11:26
Er wirkt keinen Tag älter als er tatsächlich ist, wie er mir gegenüber sitzt.
Er schneidet energisch seine Pizza , hält sich zwischendurch an seinem Glas fest. Seine Hände sind immer in Bewegung.
Er erzählt mir, was er und seine Freunde machen, erklärt mir, wie eine Zigarre schmeckt, daß er kein Geld für Zigaretten hat und die dann eben schnorrt. Oder, wenn sich die Gelegenheit bietet, ein unwissentlicher Besitzerwechsel stattfindet. Daß er schon mehr als einmal Alkohol getrunken hat, weil das einen warmen Bauch macht. Er ist zwölf, Himmel.
Er redet fast pausenlos, immer nur kurzzeitig unterbrochen von essen und trinken. Und ich weiß auch gar nicht, was ich sagen soll. Zwischen einem Gefühl von Verantwortlichkeit und einem Anflug von Resignation möchte ich am liebsten einfach an die frische Luft.
Ich sehe ihn plötzlich vor meinem inneren Auge, als er fünf war und nachts nicht schlafen konnte, weil er Geister in seinem Zimmer vermutete. Wie ich ihm vorgelesen habe, bis er schlief. Wie wir auf dem Sofa seiner Eltern herumgehüpft sind, bis es auf einmal gefährlich knackte und er vor Lachen nicht aufhören konnte.
Trotz allem wirkt er, als sei er in ein Kleidungsstück geschlüpft, was ihm nicht richtig passt. Vielleicht noch nicht.
Er schneidet energisch seine Pizza , hält sich zwischendurch an seinem Glas fest. Seine Hände sind immer in Bewegung.
Er erzählt mir, was er und seine Freunde machen, erklärt mir, wie eine Zigarre schmeckt, daß er kein Geld für Zigaretten hat und die dann eben schnorrt. Oder, wenn sich die Gelegenheit bietet, ein unwissentlicher Besitzerwechsel stattfindet. Daß er schon mehr als einmal Alkohol getrunken hat, weil das einen warmen Bauch macht. Er ist zwölf, Himmel.
Er redet fast pausenlos, immer nur kurzzeitig unterbrochen von essen und trinken. Und ich weiß auch gar nicht, was ich sagen soll. Zwischen einem Gefühl von Verantwortlichkeit und einem Anflug von Resignation möchte ich am liebsten einfach an die frische Luft.
Ich sehe ihn plötzlich vor meinem inneren Auge, als er fünf war und nachts nicht schlafen konnte, weil er Geister in seinem Zimmer vermutete. Wie ich ihm vorgelesen habe, bis er schlief. Wie wir auf dem Sofa seiner Eltern herumgehüpft sind, bis es auf einmal gefährlich knackte und er vor Lachen nicht aufhören konnte.
Trotz allem wirkt er, als sei er in ein Kleidungsstück geschlüpft, was ihm nicht richtig passt. Vielleicht noch nicht.
mastai,
Donnerstag, 7. Dezember 2006, 14:01
tja. da hat wohl die erziehung völlig versagt. nicht umsonst haben super-nannys hochkonjunktur.
novemberregen,
Donnerstag, 7. Dezember 2006, 14:09
Ja, so ist das wohl mit dem groß werden. Ich hatte am Wochenende mein 7jähriges Patenkind zu Besuch, das mir zwar nicht von Alkohol und Zigaretten aber dafür von ihrem Freund *kreisch* und der Scheidung der Eltern *schluck* erzählte. Total abgeklärt.
Die kleinen Kinder sind aber noch da, tief drinnen, momentan etwas verschüttet. Man sieht das ganz genau, wenn sie schlafen. Bricht einem das Herz.
Die kleinen Kinder sind aber noch da, tief drinnen, momentan etwas verschüttet. Man sieht das ganz genau, wenn sie schlafen. Bricht einem das Herz.
lilly-charlotte,
Donnerstag, 7. Dezember 2006, 18:53
Ich habe ihn lange nicht mehr schlafend gesehen. Vielleicht würde mich das etwas beruhigen. Oder vielmehr Dinge in eine andere Relation rücken.
c17h19no3,
Donnerstag, 7. Dezember 2006, 14:10
das spielzeug wechselt. interessant ist immer das, was man noch nicht kann. man redet ja auch gern über dinge, die man gern tun würde, aber noch nicht getan hat. ;)
lilly-charlotte,
Donnerstag, 7. Dezember 2006, 18:54
Für 12 Jahre schien er mir in machen Bereichen schon ganz schön viel Detailkenntnis zu besitzen. Aber nicht in allen. ;)
diagonale,
Donnerstag, 7. Dezember 2006, 16:06
Erschreckend. Bei meiner Tochter merke ich immer, dass sie oft ganz cool, hart und abgeklärt tut. Aber wenn keiner zuguckt, wir allein sind, ich albern werde und mir krude Kindergeschichten ausdenke, sie zwischendurch knuffe und in den Arm nehme, wird sie ganz weich, lustig und giggelt mit.
Das Kind in ihr versteckt sie manchmal, weil sie versucht erwachsen zu werden. Ich versuche ihr beizubringen, dass das auf diese Weise nicht nötig ist. Und ich hoffe sie auf diese Weise vor (zu viel) Alkohol und Zigaretten schützen zu können.
Obiges Beispiel weckt in mir die Angst, es nicht (rechtzeitig) zu schaffen. Aber ich glaube, der Junge muss immerwieder mal heimlich in den Arm genommen werden.
Das Kind in ihr versteckt sie manchmal, weil sie versucht erwachsen zu werden. Ich versuche ihr beizubringen, dass das auf diese Weise nicht nötig ist. Und ich hoffe sie auf diese Weise vor (zu viel) Alkohol und Zigaretten schützen zu können.
Obiges Beispiel weckt in mir die Angst, es nicht (rechtzeitig) zu schaffen. Aber ich glaube, der Junge muss immerwieder mal heimlich in den Arm genommen werden.
lilly-charlotte,
Donnerstag, 7. Dezember 2006, 19:03
Ja, diese Kluft zwischen erwachsen sein wollen und dem tatsächlich vorhandenen Anteil Kind, die hat mich einfach nachdenklich gemacht.
Vor allem, da er selbst sagt, er mache dies, um an der neuen Schule akzeptiert zu werden.
Es ist nicht mein Kind und ich mag da auch nicht die moralische Instanz spielen. Aber aus der Erwachsenen-Sicht ist man fast versucht, ihm irgendwie begreiflich machen, daß er das Ganze für Menschen macht, die er in 10 Jahren höchstwahrscheinlich nicht mehr kennen wird.
Und in ganz seltenen Momenten, wenn es wirklich niemand sieht, findet er in-den-Arm-nehmen gar nicht so schlecht.
Vor allem, da er selbst sagt, er mache dies, um an der neuen Schule akzeptiert zu werden.
Es ist nicht mein Kind und ich mag da auch nicht die moralische Instanz spielen. Aber aus der Erwachsenen-Sicht ist man fast versucht, ihm irgendwie begreiflich machen, daß er das Ganze für Menschen macht, die er in 10 Jahren höchstwahrscheinlich nicht mehr kennen wird.
Und in ganz seltenen Momenten, wenn es wirklich niemand sieht, findet er in-den-Arm-nehmen gar nicht so schlecht.
novemberregen,
Donnerstag, 7. Dezember 2006, 23:14
Gut, wenn dann in den ganz seltenen Momenten jemand zum in-den-Arm-nehmen da ist :-)
frau stella,
Freitag, 8. Dezember 2006, 01:14
vielleich wäre es gut, wenn sie als Bekannte und doch Aussenstehende diesem Jungen ihre Sicht spiegeln würden, die Eltern sind in einem solchen Alter oft viel zu nah.
Konfrontieren und sie trotzdem ernstnehmen, in den Wunsch schon gross zu sein, ist glaube ich sehr wichtig.
Konfrontieren und sie trotzdem ernstnehmen, in den Wunsch schon gross zu sein, ist glaube ich sehr wichtig.