Innenansichten
Donnerstag, 26. Juli 2007
Silentium
lilly-charlotte, Donnerstag, 26. Juli 2007, 14:18
Warum können sich manche Menschen eigentlich nur nahezu schreiend verständigen?
Schweigegelübde werden als Social-Skills-Kriterium eindeutig unterschätzt.

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Montag, 9. Juli 2007
Kommunikationsverbot
lilly-charlotte, Montag, 9. Juli 2007, 13:43
Herrje, dieser Schäuble. Da bekommt "Bedrohung von innen" gleich eine ganz andere Dimension. Ob er dann wohl auch keinen Handy- / Internetzugang mehr bekommt?

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Dienstag, 5. Juni 2007
lilly-charlotte, Dienstag, 5. Juni 2007, 23:12
Warum kann Herr George B. aus W. eigentlich nicht normal in die Kameras winken? Dieses schlaffe Armheben mit minimaler Handbewegung und diesen leicht gespreizten Fingern, bevor man in ein Auto steigt - das kann doch irgendwie nicht ernst genommen werden wollen.
Da hat selbst Hape K. als "Königin Beatrixsch" mehr Staatsoberhaupt verkörpert. Na, lassen wir das. Wahrscheinlich symptomatisch, das Ganze.

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Freitag, 1. Juni 2007
Haariges
lilly-charlotte, Freitag, 1. Juni 2007, 18:49
Irgendetwas ist es. Irgendwas MUSS es ja sein. Irgendetwas, was wildfremden Menschen sagt: Bitte sprechen Sie mich an, ich helfe Ihnen gerne und unverbindlich weiter.
Egal, wie viele Menschen sich zeitgleich auf der Strasse befinden: Es würde fast schon an ein Wunder grenzen, wäre ich nicht diejenige, die herausgepickt wird, um nach dem Weg zu fragen. Am liebsten nach irgendeiner Mini-Gasse, gut versteckt im Strassen-Gewühl, die permanente Rechts-Links-Kombinationen verlangt und lange Erklärungen.
Alternativ auch gerne nach der Uhrzeit. Welche Buslinie denn bitteschön nach XY fährt. Ob ich Geld für den Einkaufswagen wechseln kann. Mal kurz auf den Hund aufzupassen. Was auch immer.

Symptomatisch für dieses Phänomen auch die Szene vor ein paar Tagen im Drogeriemarkt meiner Wahl. Während ich den Walle-Haare-Damen auf verschiedenen Packungen das Geheimnis zu entlocken versuche, wo denn wohl der Unterschied zwischen "Goldkupferblond" und "Kupfergoldblond" liegen könnte, tippt mir jemand von hinten auf die Schulter und hält mir zwei Shampoo-Flaschen unter die Nase. "Was ist gegen die weiße Haare?"
Hö?
Das etwas ausladende Persönchen vor mir ist vielleicht Mitte 30, weiße Haare Fehlanzeige, und wieso Shampoo?
"Ja, weißt du schon, diese weisse Haare!" Nee, weiß ich nicht. Also halte ich ihr versuchsweise die "Goldkupfer"-Packung hin. "Coloration? Möchten Sie die Haare färben?" Irritation. "Neeeiiinnnn....Diese Weisse in die Haare!" Klick. "Öhhh...oh, Schuppen?" Mein Gegenüber strahlt. "Genau, für diese weisse Dinge in die Haare."
Ah, ok. Tja. Sie hat das Natur pur-Baby-Shampoo erwischt und eins für ultra lockiges Power-Volumen.
Das wirklich Vertrackte in solchen Situationen ist ja, dass ich es einfach nicht schaffe zu sagen: "Ihre Haarprobleme sind mir sowas von piepe, im Zweifelsfall nehmen Sie das Shampoo, was am besten riecht und Zeit habe ich auch keine." Falsch programmiertes Über-Ich oder Fehler im System, keine Ahnung, aber es klappt einfach nicht.
Also folge ich der Dame vor die Shampoo-Regale und stelle sie vor der Anti-Schuppen-Abteilung ab. Und sause dann zurück zu meinen Walle-Haare-Damen.
5 Minuten später steht der Hilfe-Fall mit einem Wagen voller Flaschen mit einer exklusiven Auswahl von Shampoos wieder neben mir und bittet um Empfehlungen. Da ich gestehen muss, wenig zur Thematik beitragen zu können, verweise ich auf die professionelle Hilfe der Mitarbeiter. Von denen natürlich niemand zu sehen ist. Also ziehe ich mit der Dame im Schlepptau los, um irgendjemanden aufzutreiben, der ihr weiterhelfen kann. Gelingt uns dann auch in dem Moment, in dem die die scheinbar zuständige Mitarbeiterin ihr Telefonat mit dem Hauptinhalt:" Stefan ist soooo ein Arschloch" doch noch beendet.
Mein Hilfefall findet daraufhin ihr Shampoo, ich entscheide mich, die Frage nach der Haarfarbe zu vertagen und kaufe stattdessen weniger spannende Artikel wie Filtertüten und Nagellackentferner.

Und draußen wartet bereits mein Hilfefall auf mich. Ich vermute Fürchterliches, die ganz hartnäckige, überkontaktfreudige Sorte Mensch, aber statt dessen bedankt sie sich. Drückt mir die Karte eines Restaurants in die Hand, das ihrem Schwiegervater gehört. Ich sei eingeladen, als Dankeschön für meine Zeit und Geduld. Ich bin ziemlich geplättet, und auch ein bißchen beschämt, freue mich aber wirklich.
Aber dass das Schuppen-Shampoo für ihren Schwager in der alten Heimat war, das war ihr dann auch noch wichtig loszuwerden.
Nächste Woche dann also vielleicht arabische Küche.

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Sonntag, 21. Januar 2007
Schöner reisen
lilly-charlotte, Sonntag, 21. Januar 2007, 19:25
Frustrationstoleranzgrenze wohlweislich noch ein Stückchen nach oben geschraubt, ein letzter Schluck Kaffee und dann trotz dauerhaft nicht erreichbarer DB-Sturmschäden-Hotline zum Hauptbahnhof.

Am Service-Punkt noch schnell nochmal informiert: Ja, ja, Zug fährt, wird zwar umgeleitet, woher genau wisse man leider nicht (oh je), aber Sie kommen an. Aha. Immerhin. Und auch wieder zurück? Misstrauischer Blick des Auskunftgebers, dann ein: Na ja, sicher, was glauben Sie denn?
Kein Kommentar, besser, man beschwört manche Dinge erst gar nicht herauf, indem man sie laut ausspricht.

Am Bahnsteig der erste Anflug einer Ahnung, dass man Warten manchmal als Lebeneinstellung praktizieren sollte. Der vorher eintreffende ICE zieht mit 40 Min. Verspätung davon, vom erwarteten Zug noch keine Spur.
Dafür die Ansage, dass auf einem Streckenteilstück nur ein Gleis befahrbar sei und es deswegen zu nicht unerheblichen Verspätungen komme. Kyrills Erbe, sozusagen.
Gut. Bleibt also nur, den Gleisanzeiger leicht paralysiert anzustarren und dabei zuzusehen, wie die Verspätung im 10-Minuten-Takt auf letztlich 55 Minuten anwächst. Und dann - ohne weitere Ankündigung, endlich ein völlig überfüllter Zug.
Bei der Sitzplatzwahl die Entscheidung zwischen den Teilnehmern eines Rollenspiels in entsprechender Kostümierung und eines Mittvierziger-Damenkegelclub mit reichlichen Sektvorräten zugunsten der Rollenspieler - die im Gegensatz zum Damenkegelclub erfreulicherweise eine Art Schweigeglübde abgelegt haben und sich allerhöchstens vereinzelt Stichworte zumurmeln.
Also mich beruhigt die bequeme Sitzpostion in DB-Regionalzügen zurechtgerückt und in der nächsten dreiviertel Stunde Julian Carax´ Barcelona gewidmet.
Dabei störte dann nur die plötzliche Erkenntnis, dass sich die Geräuschkulisse geändert hat: Die Kegelclub-Damen quiekt nicht mehr, der Zug rattert nicht mehr, sondern steht bereits verdächtig lange im angefahrenen Bahnhof. Und richtig, unser freundlicher Zugführer informiert kurze Zeit später, dass sich die Weiterfahrt aufgrund einer Streckensperrung für unbestimmte Zeit verzögert. Mehr weiß er entweder auch nicht oder er gehört nicht zur mitteilungsfreudigen Sorte, also heisst es abwarten und im Hinterkopf schon einmal Plan B schmieden, wie man im Zweifelsfall wieder Richtung Heimat kommt, falls es nichts mehr würde heute, mit mir und dem Zug. Der Krisenstab der Bahn brauchte dann etwas über 30 Minuten, um das Problem zu lösen und den Zug weiterrollen zu lassen.

Aber im übernächsten Bahnhof war dann Schluss mit Zug und mit lustig. Denn unser freundlicher Zugführer informiert: Bis hierhin und nicht weiter, der Zug fährt aufgrund der Verspätung von 95 Minuten nicht mehr bis zum Zielbahnhof, Anschlusszüge - na ja, schauen Sie mal vor Ort.
Vor Ort war in diesem Fall Wanne-Eickel und es lag wahrscheinlich nur an der Witterung, meinen kalten Füssen und einem leichten Hungergefühl, dass ich Wanne-Eikel nicht wirklich zu würdigen wusste. Die Wanne-Eikler mögen mir dies nachsehen.

Aber dann, irgendwann, nahte ein Zug Richtung Zielbahnhof, der Retter in der Not, der mich schließlich sanft und ohne weitere Zwischenfälle im Zielbahnhof absetzte.
Gelernt: Zeit wird beim Reisen völlig überbewertet - das rücken 180 km in 4,5 Stunden doch gleich wieder ins rechte Licht. Ebenfalls gelernt: St. Petersburg hat einen Fussball-Verein. Und: Rheinische Brauhäuser entschädigen für vieles.

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