Innenansichten
Mittwoch, 18. Oktober 2006
Blautöne
lilly-charlotte, Mittwoch, 18. Oktober 2006, 20:40
Es sind diese ganz speziellen Oktober-Abende. Die Spanne zwischen Tag und Dunkel, diese lavendelblaue Dämmerung.

Diese Oktobertage verbrachten die Nachbarn meiner Kindheit damit, Brennholz einzulagern. Der familieneigene Kleinlaster rollte mit Holz nicht immer einwandfrei klärbarer Herkunft an, die Kreissäge wurde entpackt und für uns begann eine Zeit des Abenteuers. Den Duft von frischem Holz in der Nase, durften wir mit hacken, sägen und räumen.
Das, was ich von diesen Tagen im Oktober aber vor allem in Erinnerung habe, sind die Abende. Wenn die anderen schon im Haus verschwunden waren, um die dünne Schicht von Holzmehl abzuwaschen, schwang die Hollywoodschaukel im Garten leise quietschend hin und her, ebenfalls die letzten Tage vor dem Winterquartier geniessend.
Und dort konnte man sich unbeobachtet von allem irgendwo im Lavendelblau des Gartens und der Gedanken verlieren, die Herbstgeister flüstern hören und plötzlich bekam man eine Ahnung von so etwas wie einer Geometrie der Zeit und dem, was vielleicht noch kommen könnte. Irgendwann. Und dann kamen aber zunächst die kalten Füsse und man machte sich auf den Weg zurück nach Hause, um noch einen Blick zurück auf die leer schwingende Hollywoodschaukel zu werfen und den Garten, wo über das Lavendelblau nun dunklere Streifen schlichen.

Gestern, inmitten von Feierabend-Menschen auf einem riesigen Parkplatz, überkam mich beim Blick in den Himmel genau dieses Gefühl meiner Kindheit. Die Gedanken sprangen in die Vergangenheit, um Bilder und Fragmente vorbeirauschen zu lassen, zurück in die Gegenwart und hinterliessen mir das Gefühl, daß alles auf seine Art und Weise vielleicht doch richtig ist.

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Mittwoch, 11. Oktober 2006
Randbemerkung
lilly-charlotte, Mittwoch, 11. Oktober 2006, 17:59
Es ist entsetzlich deprimierend, nach vier Stockwerken Aufstieg in gemäßigt offensivem Tempo völlig ausser Puste zu sein.
Konditionstraining sollte also dringend mal wieder auf meinem persönlichen Programm stehen...
Noch deprimierender ist es allerdings, die böse Vorahnung zu haben, daß es genau bei diesem Vorsatz bleiben wird.
Verflixter innerer Schweinehund.

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Dienstag, 10. Oktober 2006
Tell us a story, Mr Anchorman
lilly-charlotte, Dienstag, 10. Oktober 2006, 18:53
Wenn man wie ich heute in den Nachrichtenarchiven der letzten Wochen, Monate, Jahre blättert, fragt man sich, wie hoch der Halbzeitwert der täglichen Nachtrichten ist.
Man wird mit Meldungen überschüttet und doch verschwindet der Grossteil irgendwo im Bermuda-Dreieck unserer Köpfe. Manchmal wird ein Bruchstück wieder an die Oberfläche und damit ins Bewußtsein geschwemmt, aber in den meisten Fällen übernimmt unser Grosshirn pflichtbewußt und zuverlässig seine sortierende Funktion.
Giftmüll an der Elfenbeinküste, die Verhaftung des P*aul Sch*fers, Schiedsrichterskandale, königliche Eheschließungen und Naturkatastrophen. An manches erinnert man sich, an manches nicht.
Davon unberührt bleibt in den meisten Fällen der jeweils ganz eigene kleine Mikrokosmos, wo für prägende Ereignisse andere Maßstäbe gelten. Erstaunlich, das.

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