Innenansichten
Dienstag, 6. Juni 2006
Make my Day Part II
lilly-charlotte, Dienstag, 6. Juni 2006, 17:54
Frisch gekürt: Der Anrufer des Tages.

Das Telefon klingelt.
Ich melde mich: Gemeinschaftspraxis Dr. C., blub blub...
Anrufer: Ja, hier ist Herbert, ich hätte da gerne einen Termin bei euch...
Ich: Kein Problem, sagen Sie mir bitte noch den Nachnamen?
Anrufer: Nee, nee, erstmal den Termin.
Ich: Hm, waren Sie denn schon mal bei uns?
Anrufer: Nein, das ist das erste Mal.
Ich: Ja, gut, also: einen Termin zur Kontrolle?
Anrufer: Nennt man das so bei euch? Ja, dann zur Kontrolle. (hörbares Grinsen)
Ich: Wann könnten Sie denn?
Er: Am besten sobald wie möglich.
Ich: Nächster freier Termin wäre kommenden Montag, 7.40 Uhr.
Er: Was, so früh habt ihr schon auf? Nee, das ist mir zu früh.
Ich: Ok, bla, bla, 17.00 Uhr...
Er: Gehts nicht später? So 20.00 / 21.00 Uhr rum?
Ich: Nee, da sind wir nicht mehr hier.
Er: Das sind ja blöde Öffnungszeiten...Ist ja auch wegen meiner Frau...Gehts vielleicht Samstag?
Ich (leicht irritiert): Nein, am Wochenende müssten Sie dann zum Notdienst, aber das ist ja nur für Ausnahmefälle gedacht.
Er (ebenfalls leicht irritiert?): Notdienst? Wie?
Ich: Ja, der Notdienst eben. Falls Sie Beschwerden am Wochenende haben, muß ja auch ärztliche Versorgung gewährleistet sein.
Er: Schweigen.
Dann: Äh, wo bin ich denn jetzt?
Kurze Pause.
(Sehr leise) Nicht Thai-Massage-Service?
Ich: Öhhh...neee.

Aufgelegt.

Ich wußte gar nicht, daß es hier so etwas gibt!
Aber das Telefonat hat meine verkorkste Stimmung heute ganz beträchtlich gehoben. Danke, Herr Anrufer. Und viel Spass bei was-auch-immer.

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Montag, 5. Juni 2006
Was für ein schönes Gefühl...
lilly-charlotte, Montag, 5. Juni 2006, 11:40
...heute Morgen aufzuwachen und zu wissen: Es wird ein Montag ohne meinen wunderbaren Nebenjob werden.

Ein Montag ohne Chef, zu dessen Standard-Ausrüstung am Montag-Morgen diese knüselige Laune gehört. Die er zwar nicht vehement nach außen trägt, die aber trotzdem bedeutet, daß man ihn mit Samthandschuhen anfassen muss. Schlimmer noch, wenn er montags auffallend gute Laune demonstriert - dann ist was im Busch.

Ein Montag ohne meine persönliche Lieblings-Azubine, über die man sich leider nur im Stillen aufregen darf, weil sie erklärter Protegée des Chefs ist.

Kein dauerklingelndes Telefon, keine Hektik, keine Schmerzpatienten.

Statt dessen ein Montag Morgen mit funktionierender Kaffeemaschine, einem nicht besonders anspruchsvollen, aber durchaus lesbaren Buch und der schwierigen Entscheidung, ob man doch noch ein bißchen mit Laptop auf dem Sofa liegen oder sich doch langsam in Richtung Dusche bewegen soll.

Und noch 22 Stunden, bis das Montag-Morgen-Procedere an einem Dienstag stattfinden wird.
Aber bis dahin....

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Dienstag, 30. Mai 2006
Tage wie dieser
lilly-charlotte, Dienstag, 30. Mai 2006, 22:25
Wahnsinn, daß man von einem einzigen Tag so k.o. sein kann.
Mein wunderbarer Nebenjob hat mich heute geschafft.

5 Schmerzpatienten, die wirklich Schmerzen hatten. Keine von der Sorte, die jahrelang nicht kommen und dann ganz dringend einen Termin brauchen, weil sie am nächsten Tag zufällig in Urlaub fahren. Aber die bei einem bereits übermäßig vollen Terminkalender natürlich alle keinen Termin hatten.

1 Kaffeefleck um exakt 7.30 h auf einem bis dahin strahlend weißen Oberteil und dem beruhigenden Wissen, daß man noch 9 Stunden Arbeitszeit vor sich hat und es in der Mittagspause auf gar keinen Fall nach Hause schaffen wird.

1 hyperaktives Kind, daß das Wartezimmer in Chaos gestürzt hat, das Behandlungzimmer verwüstet und mich eindeutig zuviele Nerven gekostet hat.

1 Azubine, die heute erkennen musste, daß ihr profundes Halbwissen nicht ausreicht, wenn sie tatsächlich mal auf sich alleine gestellt ist.

1 Patientin, die fließend vietnamesisch, aber kaum deutsch sprechen kann, was sie mir aber erst zu verstehen gegeben hat, als ich ihr schon eine Viertelstunde etwas zu einem Heil-und Kostenplan erklärt hatte. Und ich mich schon gewundert hatte, warum sie selbst bei den Ausführungen zu den evtl. anfallenden Kosten nur gelächelt und genickt hat.

Ich LIEBE meinen Job.

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